Wenn in Bielefeld über Baumheide gesprochen wird, dann ist in einigen Köpfen immer noch das Bild von einem sozialen Brennpunkt vorhanden.
Viele Menschen aus vielen verschiedenen Teilen der Welt kommen auf engem Raum und in größeren Wohnsiedlungen zusammen.
Doch stimmt das eigentlich? Und kann man da nicht etwas tun?
David Adams und Felix Stalschus haben ein wenig anders hingeschaut und nicht auf das Bild gehört, was in Köpfen einzelner feststeckt.
von Nils Bendrien, Einrichtungsleitung FZZ:
Manchmal brauchen große Dinge glückliche Umstände, um entstehen zu können. Manchmal muss das Timing genau stimmen. Und manchmal weiß man bei Entwicklungen am Anfang gar nicht, was am Ende dabei herauskommen kann. All das trifft auf das Engagement von Felix und David für das Freizeitzentrum Baumheide zu. Ein Erfahrungsbericht, ohne Anspruch auf historische Richtigkeit:
Frühjahr 2022, mein Telefon klingelt. Am Apparat Gabi Puchelski, Stammbesucherin des Hauses und Urgestein. Man kennt sich, man schätzt sich. Sie sagt, ihr Sohn David und sein Freund Felix hätten eine Idee und würden sich gerne im FZZ einbringen. Klar, erwidere ich, sie sollen sich mal melden. Bis die Tage Gabi und tschüss. Mal gucken ob die sich wirklich melden, denke ich.
Ein paar Tage später, wieder das Telefon, diesmal David. Er sei in Baumheide und im FZZ großgeworden, kenne das Haus, sei ihm verbunden und er und sein Freund hätten eine Idee. Als ich aufgelegt habe, nachdem wir ein persönliches Treffen verabredet haben, denke ich: Das klang aber eher nach vielen Ideen. Gefällt mir
Erstes Treffen, Thema „Tanztee“. Habe ich viel von gehört, aber nie erlebt, ich kam ja erst während Corona und Umbau. Felix und David haben Entwürfe von Flyern für eine Neuauflage des Tanztee dabei. Und Ideen. Nicht eine. Viele. Ich bin im Kopf noch beim Tanztee, da klappt eine Mappe auf und ein neuer Flyer liegt auf dem Tisch. Cooles Design, ich glaube für eine Party. Gleichzeitig öffnet sich Felix Laptop, er dreht mir den Bildschirm zu und stellt mir weitere Ideen vor. Die beiden sind schnell. Und vorbereitet. Und ich bekomme das Gefühl, dass da ganz viel geht.
Es bleibt nicht bei einem Treffen und auch nicht beim Tanztee. War mir doch irgendwie klar.
Schnell wird außerdem deutlich, dass es im Kern um Kulturveranstaltungen im Quartier geht. Klasse, steht ja auch im INSEK (der Rabe berichtet regelmäßig), dass Kulturorte in Baumheide rar sind. Wir spinnen also drauf los. Fokus auf die Chancen und Potenziale. Klar, wir erkennen auch Hindernisse, aber die bearbeiten wir später, Leitmotiv wird: Was wäre möglich, wenn man genug Geld hätte?
Es entsteht ein technisches Konzept für Proberaum und Tonstudio, für Tanzraum und Jugendcafé. Und natürlich für den großen Saal. Wie viele Stunden Felix und David in das Projekt investieren? Das weiß ich nicht. Ich glaube, auch die beiden haben nicht mitgezählt. Aber es sind viele. Richtig viele. So viele, dass sich manchmal ein schlechtes Gewissen bei mir regt. Spreche ich auch an bei den beiden. Soll ich nicht haben,
sagen sie. Sie handeln aus einer großen Überzeugung heraus und für eine Vision.
Und dann pitchen wir gemeinsam in der Baubesprechung. Ich mache den Einstieg. Sage ein bisschen was zu der Grundidee. Und dann bin ich raus, denn die Techniker übernehmen. Pläne liegen auf dem Tisch, auf die Leinwand sind 3-D-Ansichten projiziert, die David und Felix erstellt haben. Zu sehen ist der Saal, wie er mal aussehen könnte. Am Ende bilanziert der Architekt: Das Engagement von Felix und David ist ein Sechser im Lotto. Für das FZZ. Für Baumheide, Bauherr und Bauleitung sind überzeugt, das steht unterm Strich. Und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt, denn der Umbau schreitet voran. Später wäre vieles nicht mehr möglich gewesen.
Zeitgleich, andere Baustelle. Geld muss her. Denn technische Ausstattung bekommt man nicht für gute Konzepte, sondern für Euros, Und die sind knapp, besonders in sozialen Einrichtungen. Während also bauseitig die Voraussetzungen geschaffen werden, machen wir uns auf den Weg. Wir überzeugen Menschen von unserer Idee und gewinnen Fürsprecher in Politik und Verwaltung. Und am Ende gibt es einen politischen Beschluss für eine Förderung. Ein weiterer großer Schritt für die Entwicklung des Quartiers.
Für ihren großen Anteil daran erhalten Felix und David den dritten Platz beim Bielefeld-Preis, Für mich mehr als verdient. Besonders weil ihr Engagement nicht mit der Fertigstellung des Umbaus enden wird. Beide sind gekommen, um zu bleiben. Sie denken langfristig und haben große Lust, mit zu entwickeln und das FZZ zu einem Kulturort wachsen zu lassen. David sieht sich noch mit achtzig im FZZ. Dann vielleicht, um das Know-How an zukünftige Techniker weiterzugeben.
Und ich sage jetzt schon mal: Danke für den Einsatz!
Quelle: Stadtteilmagazin “Der Rabe” – Ausgabe 2/23
Manchmal werden wir gefragt, warum machen wir das überhaupt?!
Die Antwort ist dabei garnicht mal so einfach. Ehrlich gesagt, kann man das auch so einfach garnicht sagen. Denn unser Engagement geht wahrscheinlich über manche normalen Grenzen hinaus. Wir brennen für das Freizeitzentrum und unseren immer antreibenden, grundlegenden Gedanken, dass wir etwas für die Menschen im Bereich der Kultur tun wollen, weil einfach JEDE*R es verdient hat, egal ob arm, reich, gebildet, ungebildet, jung, alt, dick, dünn, sesshaft, reisender, suchender oder fest im Leben stehend – einfach für Menschen – JEDE*R hat die Teilhabe an Kultur verdient. Das ist unser Anspruch, unsere Bestrebung und unsere feste Überzeugung. Daher setzen wir uns unentwegt dafür ein, dass im und um das Freizeitzentrum etwas entsteht, was halt nur mir Ehrenamt möglich ist. Denn leider muss man auch der Realität ins Auge blicken – oft wird so ein Vorhaben und Engagement nicht entlohnt oder ins Leben gerufen. Doch wir beide haben schon einen großen Stein ins Rollen gebracht und so lange man für eine Sache einsteht und hartnäckig bleibt, bekommt man auch Berge versetzt. So zumindest – sehen wir das.
Daher freuen wir uns über jegliche Form von Unterstützung – wir appellieren dabei an freiwillige Helfer, Unterstützende, Kunstschaffende und vor allem auch an die Firmen – helft uns dabei etwas von Menschen für Menschen zu schaffen!
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